Träume sind der beste Beweis für das Vorhandensein eines natürlichen astralen Wahrnehmungsorgans im Menschen und einer astralen Daseinsebene, auf der man sich genauso sicher wie auf dem physischen Plan bewegen und Dinge erleben kann ohne an einen materiellen Körper und Sinnesapparat gebunden zu sein.
Die hermetische Tradition sagt, dass sich beim Träumen das Merkurprinzip vom Körper löst- der Merkur flügge wird sozusagen, und dass man deshalb den Schlaf als kleinen Tod oder kleine Nacht im Vergleich zur grossen Nacht, dem Tod, bezeichnet.
Schon allein die Tatsache des Träumens an sich katapultiert mich in allerlei philosophisches Grübeln über den Echtheitsanspruch unserer sog. Realität. Wenn Träume nur Fantasie sind, könnte es doch gut sein, dass unser Hirn die Reize, die unsere Sinne im alltäglichen Leben übermitteln, auch nur "irgendwie" interpretiert.
Ich habe einmal eine okkulte Theorie gehört, nach der es, abgesehen von Träumen die durch körperliche oder äußere Reize beeinflusst sind (wo also die Körperlage, Indispositionen, Licht, Schall oder Temperatur das Traumbild beeinflussen) ganz grob zwei Arten des Träumens gibt: in der einen geht man ein ins höher schwingende Astral, das von klarem Licht durchströmt und von universellen Essenzen oder Engeln bevölkert ist, doch diese Variante sei selten und meistens erinnert man sich nach dem Aufwachen schwer an etwas und hat oft nur das Gefühl, einen ungewöhnlich erholsamen und verjüngenden tiefen Schlaf genossen zu haben.
Die andere Variante spielt sich im tiefer schwingenden Astral ab, analog zu dem Konzept des persönlichen Unbewussten, und ist die häufigste Art des Träumens. Dort werden die Inhalte des alltäglichen Bewusstseins verarbeitet.
Natürlich ist die astrale Sphäre unendlich differenzierter als höher und tiefer schwingend. Die astrale Sphäre ist die unermessliche Region, aber auch das Schatzhaus der Illusionen. Will man sie im Wachbewusstsein bereisen, braucht man eine Art Landkarte und ein konkretes Ziel, sonst kann man sich leicht verirren.
Die Tiefenpsychologen der Jung’schen Schule gehen davon aus, dass Träume vorwiegend aus zwei großen Bewusstseinsschichten entstammen: entweder aus dem individuellen Unterbewusstsein, oder aus dem kollektiven Unterbewussten, das die gesamten Ideen und Erinnerungen unserer menschlichen Rasse enthält.
In der Kabbala entsprechen diese beiden Bereiche dem niederen und höheren Astralreich. Der Okkultist fügt diesen beiden Bereichen noch einen dritten hinzu, nämlich das Überbewusste, oder die Seelenanteile, die am Höchsten teilhaben, entsprechend den Drei Übernatürlichen Sephiroth am Baum des Lebens.
Natürlich gibt es Menschen, die begabte Träumer sind und die Fähigkeit besitzen, Informationen aus höheren Regionen der Astralsphäre im Schlaf zu empfangen oder es gelernt haben, ihre Träume willentlich zu beeinflussen. Doch viele habe ich bisher nicht kennengelernt. „Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf“.
Nichtsdestotrotz sind Träume der Schlüssel, den uns unser Bewusstsein gibt, um uns selbst zu erkennen.
Selbst wenn man sich im Schlaf nur auf der Ebene des persönlichen, und nicht des kollektiven oder gar göttlichen Planes bewegt, kann man stets eine Menge über sich herausfinden, von daher ist jeder Traum äußerst wertvoll.
Ein Traumtagebuch zu führen ist die beste Methode, um tiefer in Traumwelten einzusteigen.
Je länger man die Methode benutzt, umso einfacher wird es, zusammenhängend zu erinnern.
In der magischen Praxis ist ein Traumtagebuch auch deshalb wichtig, da man mit fortschreitender magischer Praxis eine immer größere Kontrolle über seinen Astralkörper erlangt und damit auch nach und nach lernt, die Träume bewusster zu lenken und die Dimensionen der Traumwelten zu erweitern.
Am besten ist es, neben dem Bett immer das Tagebuch nebst Stift bereitliegen zu haben. Unterstützend kann man seinem Geist kurz vor dem Einschlafen suggerieren, dass man sich nach dem Aufwachen ganz klar an alles im Traum Erlebte erinnern wird.
Ein deutliches Anzeichen für erste Fortschritte in der magischen Praxis und ein gewisser Beweis für die Ernsthaftigkeit des okkulten Schülers ist das Auftauchen von magischen Techniken, die man im Traum benutzt. Tue etwas über eine lange Zeit immer wieder und es wird sich im Traum verankern.
Und dann gibt es ja noch die sog. Klarträume! Fast alle Menschen kennen sie und meistens hat man sie, wenn man jünger ist, was unter Umständen dafür sprechen könnte, dass der astrale Körper in jungen Jahren noch besser entwickelt ist als im Erwachsenenalter, oder zumindest noch nicht so stark an und in den physischen Körper gebunden ist. Erst letzthin habe ich einen begabten Klarträumer kennengelernt, der mir berichtete, dass luzide Träume, also die Bewusstheit darüber, dass man träumt, bei ihm fast jede Nacht auftauchen. Dieser Träumer hat sogar herausgefunden, dass es seiner nächtlichen Erholung zuträglicher ist, wenn er nicht versucht, das Traumgeschehen willentlich zu beeinflussen oder zu ändern, sondern sich brav an das ihm vom Unterbewussten vorgegebene Skript des Traumes zu halten.
Eine gängige Empfehlung, luzides Träumen zu provozieren, ist, sich über einen längeren Zeitraum mehrmals am Tag bewusst zu machen, dass man wach ist. Diese Bewusstmachung kann man unterstützen, indem man sich im Spiegel anguckt, in die Wange zwickt und laut ausspricht: Jetzt bin ich wach!
Träume oder Visionen im Wachbewusstsein sind in der magischen Praxis nur erwünscht, wenn sie gewollt und zielgerichtet sind.
Der Magier invoziert eine bestimmte Kraft und bereist oder schaut dann in deren astrale Sphäre, oder um genauer zu sein: er betrachtet die Reflektion der Einstrahlung dieser Kraft in seiner Sphäre oder Aura, also die invozierte Kraft gefiltert durch sein persönliches Bewusstseinsfeld. Das ist Skrying oder Reisen in der astralen Schau.
Der Clue am Skrying ist, dass man sein Urteilsvermögen nicht ausschaltet. Anhand der kabbalistischen Landkarte und gewisser Techniken kann der Magier genau bestimmen, ob er sich am richtigen Zielort befindet oder ob er einer Illusion erliegt oder nicht.
Eine Vision in der Astralsphäre zu empfangen und gleichzeitig sein kritisches Wachbewusstsein aufrechtzuerhalten ist schon eine "chymische Hochzeit" für sich und bedeutet zumindest, dass man lernt, seinen Astralkörper bewusst zu entwickeln und einen ernsthaften Schritt gemacht hat auf der Stufenleiter der magischen Entwicklung.
Zum Schluss fällt mir noch die Gnosis ein, im eher wörtlichen Sinne von spontaner Erkenntnis über innere oder okkulte Zusammenhänge.
Die muss nicht zwingend an eine visuelle Erfahrung gekoppelt sein, wie man auch beim Skyring nicht unbedingt nur über astrales Sehen Informationen filtert. Die spontane Gnosis wird jedoch meistens, aber nicht nur, von bestimmten Auslösern verursacht, wie etwa durch intensive Meditation, Trance oder Rausch.
Träume können jedenfalls die ersten Schlüssel um das Wissen und Verständnis um den Höheren Genius oder Heiligen Schutzengel liefern, jenes magisch-mystischen Seelen-Anteils, um dessen Erlangung die ganze vorbereitende Magie des Golden Dawn kreist.
Dazu Agrippa von Nettesheim:
„Wer weissagende Träume erhalten will, muss sich körperlich wohl befinden; sein Gehirn muss frei von Dünsten und seine Seele von Leidenschaften ledig sein; er muß sich auch an ein solchem Tage des Essens enthalten und darf nichts trinken, was ihn berauschen könnte; sein Schlafgemach soll rein und freundlich, auch exorzisiert und geweiht sein; ferner soll er Räucherwerk anzünden, die Schläfe mit einer Salbe einreiben, Traumringe an die Finger stecken und ein himmlisches Bild unter sein Kopfkissen legen, in heiligen Gebeten die Gottheit anrufen und so zu Bette gehen, indem seine Gedanken auf das gerichtet sind, was er zu wissen wünscht, denn alsdann wird er wahre und unzweideutige Träume erhalten und ihm auch das Verständnis derselben erschlossen werden.“
Es dürfte für einen modernen Magier nicht schwer sein, die Weisungen dieses mittelalterlichen Gelehrten und Magiers in die Praxis umzusetzen!
Frater L.e.N.e.
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